Liebe Freunde!

 

Gesellschaftliche Fehlentwicklungen sind im heutigen Europa auch ohne Expertise mit freiem Auge klar sichtbar. In ganz zentralen Bereichen unseres Lebens werden Parameter verändert und Grenzen überschritten, die sich in der europäischen Geschichte und anderen Hochkulturen bewährt haben. Aus der Vernunft begründbare christliche Grundsätze werden zu diesem Zweck als altmodisch abgestempelt oder durch unsachliche Polemik aus dem Weg geräumt.

Unwissen, Passivität und falsch verstandene Toleranz einer schweigenden Mehrheit ermöglichen oft diese Entwicklungen erst.

 

Eine wertneutrale Politik oder wertfreie öffentliche Debatte ist ein natürlich ein Mythos. Wir Christen müssen unsere Werte einbringen – die anderen tun es dauernd und effizient! Die folgenden Anmerkungen eines jungen deutschen Theologen und Theaterwissenschaftlers sollen uns helfen, besser zu verstehen, wo unsere Argumente ansetzen können und wie dringend wir den verbreiteten Relativismus überwinden müssen.

 

Wenn Beliebigkeit herrscht, dann führt das zu Dingen, die nicht nur dem Evangelium sondern auch dem common sense total widersprechen! Und schon Plato wusste, dass eine Demokratie in den Händen von Relativisten zum Tod verurteilt ist!

 

Darum müssen wir für Europa beten - Vater Unser - und für unsere Werte im kleinen und im großen eintreten!

 

Euer Europa für Christus! –Team

 

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Zeitgeist und Christentum: einige kritische Anmerkungen

von P. Dr. Alkuin Schachenmayer O. Cist

 

Das Image der Christen in den Medien

 

  • Die weltliche Kritik an christlichen Werten greift zunächst meist die Sexualmoral auf. Die Kritiker haben inzwischen die Spaltungen innerhalb der Fachtheologie aufgegriffen: Christliche Moral ist nun nicht mehr einfach „altmodisch“ oder „bigott“. Man zitiert inzwischen Theologen, die für die Preisgabe moralischer Grundsätze eintreten. Die Spaltung unter Christen schadet der Sache Jesu nach wie vor.
  • Wo es um moralisches Verhalten geht, springt der Zeitungsleser schnell zur ängstlichen Annahme: wo Moral, dort auch Verurteilung und Ausstoßung der Sünder. Der Aspekt der Barmherzigkeit Jesu – dass er für die Sünder gekommen ist und sie liebt – geht im medialen Bereich meist verloren.
  • Weiters wird am Christentum kritisiert, es verherrliche das Leiden. Aber die Auseinandersetzung mit Leid ist Lebensschule, eine unentrinnbare Charakterfrage: Wir tragen die Wundmale Christi an unserem Leib. Die Armen und Kranken haben ein Sonderprivileg im Leib Christi, daher werden sie uns auch immer neu „geschenkt“ (man kann sie nicht abschaffen). Hier ist auch auf eine derzeit übertriebene Einstufung des „Gefühls“ hinzuweisen.
  • Schließlich: der Wert des Verzichts wird wenig verstanden. Der Christ verzichtet ja nicht des Verzichtes wegen, sonder weil er weiß, dass sein geistiges Opfer verwandelt wird. Es ist nie umsonst.

 

Der Leib

 

  • Die Parole der Feministinnen – „Mein Bauch (Leib) gehört mir“ – ist inzwischen vom Gender Mainstreaming überholt. Die Post-Gender-Diskussion zeigt uns, wenn wir sie historisch betrachten, dass der Feminismus sich selbst entleert hat: die Frauenbefreiung hat ihr Subjekt verloren. Heute soll es weder Mann noch Frau geben. Der wesentliche Zusammenhang von Geschlecht und persönlicher Identität soll aufgehoben werden  Man sagt eher „My body is my art“. Dieser Prozess zielt auf die totale Verfügbarkeit des Menschen über sich selbst. Ein solches Denken ist letztendlich auch Konsequenz der schrittweise vollzogenen Trennung von Liebe, Sexualität und Fortpflanzung. Sichtbarster Ausdruck ist die „Verhütungsmentalität“ als logische Folge der künstlichen Empfängnisverhütung.
  • Inzwischen ist der Leib ein technologisches Produktionsfeld geworden. Der Leib wird nicht als Gottes Geschöpf in Ehrfurcht hochgehalten. Er wird banalisiert, manipuliert und im Extremfall sogar geklont.
  • Der menschliche Charakter, die jeweils einmalige Persönlichkeit, wird nicht als Gnade oder Charisma dankbar angenommen, sondern „bestellt“. Das christlich verstandene Charisma vermehrt sich durch Verschenkung, das „bestellte“ natürlich nicht: es wird zum Accessoire.
  • Sexuelle Reinheit ist zwar ein klassisches Schönheitsideal, wird aber seit Jahrzehnten ausgeklammert. Auch aus charakterlicher Perspektive wird heute wenig davon geredet, dass man durch Selbstüberschreitung zur Reife gelangt. Die pseudowissenschaftliche Apologie der Homosexualität stellt den Mensch als Opfer seiner Triebe dar, denen er hilflos ausgeliefert ist. Die christliche Gegenposition heißt Sublimation: Die Selbstbeherrschung führt zu höherer Kreativität, denn der Trieb speist alle anderen Energien: Intellekt, Wille, Wahrnehmung höherer Wahrheiten. Wo die Sublimation nicht verstanden wird, kann man auch den Zölibat nicht verstehen.

 

Hochkulturen vs. postmoderner Beliebigkeit

 

  • Das Wort Kultur wird heute überwiegend neutral verwendet. Der Sinn von Pflege und Förderung, Gebet, Kultus, gesellschaftlicher Leistung (als Vorstufen zu einer „Hochkultur“) ist in Vergessenheit geraten. Wenn schon ein gemeinsamer Geschmack einer beliebigen Gruppe als Kultur gilt, entsteht zugleich der Anspruch dieser Subkultur, ihre „Kultur“ zu schützen, auch wenn ihre Lebensweise die natürlichen und vernünftigen Kriterien des Zusammenlebens über Bord wirft. Es kommt zu einem verwirrenden Relativismus. Was zu einer Hochkultur gehören sollte (Schriftlichkeit, soziales Verhalten, gegenseitige Rechenschaft) ist nicht mehr selbstverständlich. Das „Projekt Menschenaffen“ stellt die Extremposition dar: es will die „Barrieren zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Tieren“ abbauen und – wie in Spanien - dem Menschenaffen sogar gewisse Menschenrechte zuschreiben und garantieren. Und dank einer verbreiteten Haltung der Passivität und aus missverstandener Toleranz unterbleibt immer öfter der Widerstand der anders denkenden Mehrheit.

 

P. DDr. Alkuin Schachenmayr O.Cist. ist Professor für Kirchengeschichte an der Päpstlichen Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz bei Wien

 

Das Zeitgeisterl ist krank: "Ich glaube, ich ticke nicht richtig."