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Im christlichen Europa das Wesentliche entdecken

Wie würden Sie reagieren, wenn Sie von einem Ihrer Liebsten ein aufwendig verpacktes, glänzendes Geschenk erhalten würden, das sich beim Auspacken als wertvolles, im Leineneinband präsentiertes chinesisches Fachbuch entpuppt?

Ich wäre nach einem kurzen Moment der höflichen Dankbarkeit enttäuscht und würde das Buch zur Dekoration in irgendein Regal stellen und wahrscheinlich nie mehr nutzen (können). Der wohlwollende Gönner könnte noch so oft beteuern, wie wertvoll das Buch sei, welch große Hilfe es in seinem Leben war und wie viel Mühe, Geld und Zeit er für die Verpackung aufgewendet hat. Es würde nichts ändern: für mich ist und bleibt es unbrauchbar weil ich die chinesische Sprache nicht verstehe.

So oder so ähnlich geht es vielen in unserer Generation mit der Überlieferung von christlichen Traditionen und Glaubensinhalten. Die Tradition (= die Hülle, die glitzernde Verpackung) wird gelebt, weitergegeben und weitergeschenkt, aber leider wird oft vergessen, das Wesentliche = den Glaubensinhalt in verständlicher Form zu überliefern. Diese Erfahrung habe ich gemacht.

Ich stamme aus einer traditionell katholischen Familie, in der zwar der Glaube gelebt wurde, aber die Glaubensbotschaft und die Hintergründe hat mir niemand erklärt. Beim ersten Empfang der Sakramente waren weder meine Entscheidungskraft noch mein eigener Wille notwendig. Zum Sakrament der Taufe wurde ich getragen, die Erstkommunion und das Sakrament der Firmung standen am Stundenplan wie Deutsch- und Mathematikunterricht. Ich brauchte keinen Mut, keine persönliche Überzeugung, keine persönliche Gottesbeziehung; ich ging einfach mit der Masse mit (es gab kein Entrinnen).

Mein Glaube war auf schwachen, zerbrechlichen Glaspfeilern gegründet. Erst später in meinem Leben hatte ich das Glück(?), mit der Hilfe von christlichen Freunden zu einer persönlichen Glaubens- & und Lebensentscheidung und zu einem regelmäßigen Gebetsleben geführt zu werden.

Ich habe das Geschenk des Glaubens und die Tatsache „zur Kirche dazuzugehören“ in meinem vergangenen Jahr in Nordamerika neu begriffen. Oft habe ich erfahren, wie wunderbar es ist, als Fremde anzukommen und als Freund in „die große Gemeinschaft der Glaubenden“ aufgenommen zu werden. Diese Formulierung kann von manchen Lesern vielleicht als leere Worthülse verstanden werden, aber als alleine Reisende habe ich die Begegnungen mit christlichen Gruppierungen, Familien, Kirchengemeinden, Orden,… als allergrößte Unterstützung und Hilfe erlebt. Es gab und gibt unzählige Situationen, wo mich christliche Gemeinschaften aufnahmen und ich mich innerhalb kürzester Zeit wohl, willkommen und „wie zu Hause“ fühlen konnte.

Das Geschenk des Glaubens und der Zugehörigkeit zur Kirche habe ich in diesem Jahr, alleine, in der Ferne stärker denn je zuvor in meinem Leben als reale, alltägliche Hilfe erfahren dürfen. Vielleicht muss man weit weg reisen, um die Annehmlichkeiten, die zu Hause selbstverständlich sind, wieder neu schätzen zu lernen.

Wir dürfen so dankbar und auch stolz auf unser christlich geprägtes Europa sein. Aber es ist auch unsere Aufgabe und unsere Pflicht, die christliche Tradition mit ihren ursprünglichen Inhalten zu füllen und in Liebe und mit Klugheit weiterzugeben.

Welch ein Unterschied ist es, ob ich in einer Stadt lebe, in der 24-7-365 gilt (= 24 Stunden am Tag, 7 Tage pro Woche, 365 pro Jahr das gleiche beschäftigte Leben, Kaufen, Arbeiten,…) oder ob ich meinen Lebensrhythmus vom christlichen Jahreskreis mit all seinen Feiern, Fest- und Fastenzeiten prägen lasse.

Wie interessant, wie abwechslungsreich und wie erfüllend ist der Alltag, wenn man sich von den wunderschönen christlichen Traditionen daran erinnern lässt, die Botschaft Christi zu leben. Beten wir täglich gemeinsam für dieses Bewusstsein, für die rechte Erkenntnis und für die Kraft, danach zu handeln. Montreal, 19. Mai 2008

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